Woraus besteht der Mond?

Henni, die freundliche Wichtelfrau, machte sich auf den Weg in ihr Pilzhaus. Sie war bei ihrem Freund Ocho gewesen, der am Rande von Pfifferlingen wohnte. Es war still geworden in dem kleinen Dorf. Rechts und links des Weges wurden die Laternen angezündet, denn langsam brach die Dunkelheit herein. Henni erreichte den Marktplatz mit den Dorflinde und sah den strahlenden Mond darüber stehen, der sein silbernes Licht über das ganze Land strahlen ließ. „Wie schön er leuchtet“ murmelte Henni. „Ich wüsste doch zu gerne, aus was er wohl besteht.“
Da hörte sie hinter sich eilige Schritte. Onno rannte hinter seiner Freundin her. Sie hatte ihren Korb mit den Resten des leckeren Rosinenbrotes bei ihm vergessen. „Oh, danke!“ freute sich Henni. „Ich hab gerade den Mond so schön leuchten gesehen und mich gefragt, aus was er wohl besteht.“ Ocho sah nun auch nach oben über den Wipfel der Dorflinde.
„Aus Schnee vermutlich“ meinte er. „So weiß und strahlend. Weißt du noch, als im Winter hier alles verschneit war? Das sah doch ganz ähnlich aus.“
Henni nickte. „Ja, das könnte sein. Ich hatte an Federn gedacht. Weißt du, wie von einem weißen Hühnchen oder einem Schwan.“ Ocho nickte und murmelte „Hmmmm“ in seinen Wichtelbart.
„Als Kind habe ich gedacht, er sei ein großes Gänseblümchen oder ein Schäfchenpopo.“ Henni musste lächeln. Von rechts aus dem kleinen Weg waren wieder Schritte zu hören. Schwere, langsame Schritte waren es diesmal. „Was steht ihr denn da und guckt in den Himmel?“ hörten sie die tiefe brummelige Stimme des ältesten Trolls. „Bruno, du weißt das doch bestimmt,“ begann Henni und Ocho ergänzte: „Weißt du, woraus der Mond besteht?“

„Solche schweren Fragen zu so später Stunde?“ meinte Bruno. „Ich wollte mir nur noch kurz nach dem Abendessen die Beine vertreten.“ Er schwieg und dachte nach. „Ich hab mal gehört, er würde aus weißem Stein bestehen, aber das kann nicht sein, dann würde er ja runterfallen.“ Die anderen beiden schüttelten die Köpfe, dass die Wichtelmützenspitzen nur so flogen. Nein, das konnte nun wirklich nicht sein!

Die Zwergenfrau Susann kam mit ihrem Baby vor ihr Wichtelhaus. Das Kleine wimmerte und Susann streichelte es zärtlich. „Ach, diese dummen Zähnchen! Dass das aber auch so wehtun muss!“ Da sah sie Henni, Ocho und Bruno an der Linde stehen und nach oben schauen. Sie lief hin. „Passt ihr auf, dass der Mond nicht hinunterfällt?“ fragte sie lächelnd. Ocho sah sie an und berichtete, dass sie gerade darüber nachdenken würden, aus was der Mond wohl bestehen würde. „Ich finde ja,“ meinte Susann, „Er sieht aus wie ein schöner großer runder Käse.“ „ Hmm lecker!“ Bruno lief das Wasser in seinem Trollmund zusammen. „Hast du nicht gerade gegessen?“ fragte Henni grinsend. Aus dem kleinen Weg trat nun David hervor, der mit Bruno zusammenwohnte. „Hab mich schon gefragt, wo du steckst.“ sagte er zu seinem Trollfreund „Du hättest mir ruhig sagen können, dass ihr euch hier treffen wollt.“ „Das wusste wohl keiner von uns“ erwiderte Ocho und fragte nun David: „Weißt du, woraus der Mond besteht?“ „Ich hab mir immer vorgestellt, es ist eine runde Laterne, die oben am Himmel hängt.“ Das klang für alle sehr logisch. David nahm Brunos Hand. „Manchmal ist die Laterne groß und rund, manchmal auch nur ganz zusammengefaltet wie eine Sichel. Manchmal kann man sie auch gar nicht sehen, weil die Kerze darin nicht brennt. Aber wer auch immer die Mondlaterne zum Leuchten bringt, ich freue mich immer sehr darüber, weil es ein tolles Silberlicht macht.“
Alle nickten und schwiegen. Sogar Susanns Baby war eingeschlafen. Sie sahen zum Mond empor. Auf einmal begann Henni zu singen und nach und nach fielen alle in den Gesang ein. Ein wunderbarer Chor hallte über den nächtlichen Marktplatz von Pfifferlingen:
„Der Mond ist aufgegangen,
die goldnen Sternlein prangen
am Himmel hell und klar;
der Wald steht schwarz und schweiget,
und aus den Wiesen steiget
der weiße Nebel wunderbar.“

Dann war es wieder still.

Susann, Henni, Ocho, David und Bruno flüsterten noch leise „Gute Nacht und schlaft schön“ und nach und nach nach gingen sie leise in ihre Pilzhäuser und Höhlen zurück.