Ich bin Hagar (Zur Jahreslosung 2023)

Ich bin Hagar
vor 10 Jahren wurde ich als Sklavin aus Ägypten hergebracht. Ich sollte meine Herrin Sara unterstützen, wenn diese ein Kind bekommen würde.
Als Sklavin hatte ich einen schweren Stand. Ich galt nicht als Mensch im eigentlichen Sinne, stattdessen musste ich teilweise schwere Arbeit verrichten und war einfach nur dazu da, damit es Sara und Abraham gut ging. Sklaven sind nie Teil der Familie und so war es bei uns auch.
Ich war und blieb fremd, oft fühlte ich mich allein.
Sara und Abraham glaubten an einen einzigen Gott. Ich kannte aus Ägypten viele Götter, die immer für etwas anderes zuständig waren. Aber der eine Gott – mit dem hatte ich nichts zu tun.
Warum auch? Ich war alleine und fremd hier. Was hatte ich mit deren Gott zu tun?
Sara und Abraham wünschten sich so sehr ein Kind – aber es klappte nicht!
Die Jahre gingen in das Land. Sara und Abraham wurden alt und die Sorge, dass sie kein Kind, keinen Nachfolger, hatten, stieg mehr und mehr.
Tja und dann meinte Sara, ich solle doch versuchen, ein Kind von Abraham zu bekommen. Und stellt euch vor: Dieses Kind würde dann als Saras Kind gelten, weil ich ja nur die Sklavin und Saras Eigentum war.
Naja, das klappte dann. Ich wurde tatsächlich schwanger.
Ha! Ich habe etwas geschafft, was Sara nicht konnte! Ich war tatsächlich schwanger!
Stellt euch vor, wie ich mich gefühlt habe!
Naja, das konnte Sara nicht ertragen. Ich musste noch schlechtere und niedere Arbeiten machen als sowieso schon. Das war echt übel!
Nun, das habe ich bald nicht mehr ausgehalten! Da wuchs ein Kind in meinem Bauch heran! Ein Wesen, was jetzt schon so viel mehr war als irgendein Ding in meinem Bauch! Ein echtes Kind! Und ich wurde dadurch Mutter! Nicht mehr nur ein Wegwerf-Mensch, eine Sklavin!
Ich floh! In die Wüste!
Eigentlich bedeutete das den sicheren Tod für mich und mein Kind. Aber wollte ich mein, unser Leben so weiter verbringen?
NEIN!
Ich wollte zum Ort Schur und an der Quelle auf dem Weg dorthin stand da plötzlich ein Engel!
Ein Engel von dem Gott, der mir bisher so völlig egal war!
Ich kleine unbedeutende Sklavin! MICH hat er gesehen! Tatsächlich MICH!
Er hat gesehen, wie es mir geht, hat mich verstanden. Er hat mich angesehen und wie mit mir umgegangen wird! Ein Gott, der mich sieht!